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Fibrinogen ist ein Glykoprotein, das in der Leber von Wirbeltieren gebildet und ins Blutplasma ausgeschüttet wird. Fibrinogen (Faktor I) wird bei der Blutgerinnung durch das Enzym Thrombin und Calcium in Fibrin umgewandelt, das für die Bildung des sekundären Thrombus verantwortlich ist. Außerdem ist es ein Kofaktor bei der Thrombozytenaggregation.
Fibrinogen setzt sich aus drei Untereinheiten (a, ß, ?) zusammen. Mutationen im
FGA-,
FGB- oder
FGG-Gen können Fibrinogenmangel verursachen; Mutationen in
FGA können außerdem familiäre Amyloidose Typ 8 hervorrufen.
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Struktur
Fibrinogen ist ein Proteinkomplex, ein aus je zwei a-, ß- und ?-Untereinheiten bestehendes Hexamer. Die Untereinheiten sind über Disulfidbrücken so miteinander verbunden, dass der Amino-Terminus aller Untereinheiten das Zentrum des Komplexes, die so genannte E-Domäne bildet, von der die einzelnen Monomere als Coiled-Coil-Struktur wegführen. Die Carboxyl-Termini an der Außenseite werden D-Domäne genannt, so dass die vereinfachte Schreibweise lautet: D-coil-E-coil-D (siehe Abbildung).
Es können Heteropolymere mit Fibronectin gebildet werden. Etwa ein Drittel der a-Untereinheiten sind phosphoryliert.
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Funktion
Fibrin-Synthese
Fibrinogen ist die Ausgangssubstanz für die Erzeugung des Thrombus. Es liegt ständig im Blut gelöst vor. Bei einer Verletzung wird über mehrere Stufen Thrombin gebildet. Dieses schneidet die D-Domänen des Hexamers ab -- die kleinen abgeschnittenen Endstücke heißen
Fibrinopeptid A und B. Die so geöffneten Enden polymerisieren zum Fibrin-Blutgerinnsel. Erst durch weitere Vernetzung mithilfe Faktor XIIIa entsteht die harte Kruste.
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Thrombozytenaggregation
Die Aktivierung von Thrombozyten führt zu einer Konformationsänderung des Rezeptors Integrin aIIbß3, der daraufhin Fibrinogen mit hoher Affinität zu binden imstande ist. Eine Quervernetzung der Blutplättchen durch Fibrinogen ist die Folge.
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Fibrinogenmangel
Ein angeborener Fibrinogenmangel (Afibrinogenämie) oder eine abnormale Fibrinogenfunktion wurde in einigen Fällen beschrieben.
3 Dies kann sowohl zu Blutungen als auch thromboembolischen Komplikationen führen, oder ist klinisch unauffällig. Häufiger sind erworbene Mangelzustände, diese können durch Standard-Gerinnungstests im Plasma oder in Vollblut durch Thromboelastometrie nachgewiesen werden.
4 Ein erworbener Mangel tritt bei Hämodilution, Blutverlust oder Verbrauch während einer disseminierten intravasalen Koagulation (DIC), bei Traumapatienten und bei einer Sepsis auf. Der Fibrinogenmangel kann mittels Infusionen von gefrorenen Frischplasmas (GFP), Kryopräzipitat (fibrinogenreiche Plasmafraktion) oder Fibrinogenkonzentraten korrigiert werden. Es gibt ausreichend Hinweise, dass bei Blutungen die Korrektur eines Fibrinogenmangels oder einer Fibrinogen-Polymerisationsstörung sehr wichtig ist.
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Einzelnachweise
Weblinks
- Jennifer McDowall/Interpro: [http://www.ebi.ac.uk/interpro/potm/2006_11/Page1.htm Protein Of The Month: Fibrinogen.] (engl.)
- D'Eustachio/reactome: [http://www.reactome.org/cgi-bin/link?SOURCE=Reactome&ID=REACT_214 fibrinogen ? fibrin monomer + 2 fibrinopeptide A + 2 fibrinopeptide B]
[1] [P02671, P02675, P02679][2] [Goldhaber, Colman, Clowes (Hrsg.): Hemostasis and Thrombosis: Basic Principles and Clinical Practice. Lippincott Williams & Wilkins, 2006. ISBN 0-7817-4996-4 S. 826][3] [Acharya SS, Dimichele DM. Rare inherited disorders of fibrinogen. Haemophilia. 2008;14:1151-8 PMID 16684009][4] [Lang T, Johanning K, Metzler H, Piepenbrock S, Solomon C, Rahe-Meyer N, Tanaka KA. The effects of fibrinogen levels on thromboelastometric variables in the presence of thrombocytopenia. Anesth Analg. 2009;108:751-8. PMID 19224779][5] [author=Fries D, Innerhofer P, Schobersberger W |title=Time for changing coagulation management in trauma-related massive bleeding |journal=Curr Opin Anaesthesiol |volume=22 |issue=2 |pages=267–74 |year=2009 |month=April |pmid=19390253 |doi=10.1097/ACO.0b013e32832678d9 |url=http://meta.wkhealth.com/pt/pt-core/template-journal/lwwgateway/media/landingpage.htm?an=00001503-200904000-00021]