" thumb|Brand der Abraumhalde des Ölschieferbergwerks Grube Messel (ca.: 1955) Die Luftverschmutzung (Luftverunreinigung) ist der auf die Luft bezogene Teilaspekt der Umweltverschmutzung. Gemäß dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG)1, ist Luftverschmutzung (dort als Luftverunreinigung bezeichnet) eine Veränderung der natürlichen Zusammensetzung der Luft, insbesondere durch Rauch, Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe oder Geruchsstoffe. Diese Stoffe werden auch als luftfremde Stoffe bezeichnet. In den meisten Industrieländern ist die lokale Luftverschmutzung in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Gleichzeitig hat jedoch der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid, CO2, weiter zugenommen. In den Ländern der Dritten Welt, in Russland, in der Volksrepublik China und anderen Schwellenländern ist die lokale und regionale Luftverschmutzung noch ein erhebliches Problem. Geschichte der LuftverschmutzungMit der gezielten Anwendung des Feuers durch den Menschen begann die Verschmutzung der Luft mit luftfremden Stoffen. An Torfablagerungen wurde nachgewiesen, dass der Abbau und die Verarbeitung von Blei durch menschliche Kulturen seit 6000 Jahren zu erhöhten Bleiemissionen in der Luft führte, die sich weltweit auswirkten. Erst in den letzten Jahrzehnten sanken diese Emissionswerte durch die Verwendung bleifreien Benzins und Auflagen für die Industrie.2 Bereits um 1800 v. Chr. soll der Rauch eines Lagerfeuers zusammen mit Sandstaub zu einer Lungenschädigung geführt haben [Mendocino County]. Im alten Rom und später auch in anderen europäischen Städten des Mittelalters finden sich dokumentierte Beschwerden über Luftverschmutzungen. In diesen Beschwerden ging es in der Regel zunächst nur um die Belästigung durch Geruch und Schmutz. Eine mögliche Gesundheitsgefahr war zunächst nicht bekannt. Der Rauch aus den Öfen von Glasmachern im alten Rom um 150 n. Christus war so störend, dass die Glasmacher gezwungen wurden, ihre Werkstätten in die Vororte von Rom zu verlegen. Im England des 13. Jahrhunderts gab es viele Beschwerden und Probleme durch die Verbrennung stark schwefelhaltiger Kohle. 1257 musste Königin Eleanor von England Nottingham wegen des Rauchs verlassen. 1272 verbot König Edward I. den Gebrauch der schwefelhaltigen Kohle bei Androhung der Todesstrafe. In der Stadt Köln wurde 1464 einem Kupfer- und Bleischmelzer aufgrund von Nachbarschaftsbeschwerden per Ratsbeschluss der Weiterbetrieb seines Handwerks in der Stadt untersagt. In der Stadt Augsburg wurde 1623 eine Schmelzhütte wegen Nachbarschaftsbeschwerden über ungesunden Rauch und Dampf abgerissen und die Wiederinbetriebnahme außerhalb der Stadt genehmigt. Arten der Luftverschmutzung" Synthesewerk Schwarzheide, 1978]] Das Problem der Luftverschmutzung kann hinsichtlich
QuellenUnser heutiger Lebensstandard ist gekennzeichnet unter anderem durch einen hohen Energiebedarf, viele industriell hergestellte Produkte aus einer Vielzahl von Rohstoffen sowie ein hohes (teils weiterhin zunehmendes) Verkehrsaufkommen. Die Energieerzeugung, die Produktionsprozesse (Industrie, landwirtschaftliche Tierhaltung) sowie der Verkehr sind die wichtigsten Ursachen für die anthropogene (vom Menschen verursachte) Luftverschmutzung. Wichtige Schadstoffe aus den drei Bereichen (Emittentengruppen) sowie daraus resultierende Probleme sind nachfolgend zusammengefasst. [Error: Coluld not resolve this table] " Heute stellt der Straßenverkehr eine der wichtigsten Quellen für die Luftverschmutzung in Städten dar. Die Abgase der Kraftfahrzeuge belasten die Umgebungsluft primär mit Stickoxiden, NOx, flüchtigen organischen Verbindungen ohne Methan (NMVOC), Ruß und andere Partikel. Zwar wurden die kraftfahrzeugbedingten Schadstoffemissionen sukzessive durch immer strenger werdende Abgasnormen verringert, dieser Effekt wurde aber teilweise durch die Zunahme des Kraftfahrzeugbestandes kompensiert. Extrem starke lokale Luftverschmutzungen finden sich heute weltweit in vielen der sogegenannten Megastädten ("Mega-City"). Wenig berücksichtigt, aber nicht unbeträchtlich, sind die Emissionen des weltweiten Schiffsverkehrs. Seeschiffe betreiben den Hauptmotor i.d.R. mit minderwertigem und schadstoffreichem Schweröl (engl. Heavy Fuel Oil (HFO)), das bei der Erdölverarbeitung als Rückstandsöl anfällt, und haben so gut wie nie eine Abgasfilterung. So lagen die 2003 geschätzten Emissionen 3 für
Luftqualität in Metropolen" Megastädte sind Städte, in denen mehr als 10 Millionen Menschen wohnen. Sie sind die größten Städte der Welt. Bekannte Megastädte sind z.B.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) messen im Rahmen eines weltweiten Monitoring-Programms auch die Luftqualität in Mega-Cities. Größtes Problem der Mega-Cities hinsichtlich der Luftverschmutzung sind Partikel und Ozon. Mexiko-Stadt, eine der Städte mit den weltweit meisten Einwohnern, weist auch die größte Luftverschmutzung aller Mega Cities auf: Bei den Parametern Schwefeldioxid, Partikel, Kohlenstoffmonoxid und Ozon wurden bei einer Messung 1992 die Werte der Gesundheitsschutzrichtlinien der WHO um mehr als das doppelte überschritten. Überregionale (globale) LuftverschmutzungDass Luftschadstoffe nicht an nationalen Grenzen stoppen, ist spätestens seit dem Auftreten von sauren Niederschlägen in den skandinavischen Ländern bekannt, deren wesentliche Ursache nämlich Schwefeldioxid- und Stickoxid-Emissionen in den mitteleuropäischen Ländern waren. Tabelle 2: Transport von oxidiertem Schwefel von und nach Deutschland 1998 (Quelle: Farbfoliensatz Umweltdaten Deutschland 2001, Umweltbundesamt Berlin) [Error: Coluld not resolve this table] Vergleicht man den Import (1998: 153,2 kto) mit dem Export (1998: 144,1 kto) von oxidiertem Schwefel von und nach Deutschland zeigt sich hier kein großer Unterschied. Für andere Länder kann sich dieses Verhältnis natürlich verschieben. Trotzdem zeigt die Tabelle 2, dass das Ziel der Verringerung der Luftverschmutzung keine nationale sondern eine internationale Aufgabe ist (s.u.: Internationale Maßnahmen). Ausbreitung von Schadstoffen" Luftschadstoffe können sowohl in der näheren Umgebung ihres Entstehungsortes als auch weit entfernt davon nachgewiesen werden. Die wesentlichen Einflussfaktoren dieser Ausbreitung bilden Wind und Schichtungszustand der Erdatmosphäre. Als besonders gefährlich erweisen sich dabei Fumigation-Lagen wie im Bild rechts. Sie treten insbesondere bei Stadtklimaten und im Bereich von großen Industrieanlagen auf. Durch die Anreicherung der Schadstoffe, die bis zu einem Smog führen kann, werden dann erhöhte Konzentrationen an Luftschadstoffen nachgewiesen. Dies war in Mitteleuropa und speziell London noch bis in die siebziger Jahre der Fall, tritt aber heute vor allem in ostasiatischen Metropolen wie Peking oder Shanghai auf. Um die Ausbreitung von Luftschadstoffen vorhersagen zu können, wurden daher Methoden zur Ausbreitungsrechnung entwickelt. WirkungDie Luftverschmutzung kann sowohl direkt den Menschen als auch der Umwelt (und ggfs. so indirekt wiederum den Menschen) schaden. Dabei kann ein und derselbe Luftschadstoff in mehrfacher Weise schädigend wirken. Anfang der siebziger Jahre erregte das Waldsterben große Sorgen in der Bevölkerung. Es wurde vermutet, dass Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid, Stickoxide und der saure Regen für diese Entwicklung verantwortlich waren. [Error: Coluld not resolve this table] Auf den MenschenDie Schadstoffe in der Luft können je nach Art des Stoffes und der vorherrschenden Konzentration(en) die menschliche Gesundheit beeinträchtigen (hauptsächlich Erkrankungen der Atemwege und des Kreislaufsystems) oder im schlimmsten Fall zum Tode führen. Wegen Luftverschmutzung sterben laut WHO jährlich mehr als 2 Mio. Menschen vorzeitig an Atemwegserkrankungen.4 Die Zunahme von Erkrankungen bzw. die Erhöhung der Sterblichkeit während solcher Smog-Episoden wird heute vor allem auf die zu diesen Zeiten erhöhten Konzentrationen von fünf Stoffen zurückgeführt:
Die Wirkung dieser Stoffe auf den Menschen lässt sich aber nicht isoliert betrachten, sondern wird im Wesentlichen auch durch Faktoren wie z.B. die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit beeinflusst. Zu unterscheiden ist ferner zwischen akuten Gesundheitsfolgen und längerfristigen chronischen Krebserkrankungen, etwa durch Feinstaub (P. Straehl: Kanzerogene Luftschadstoffe in der Schweiz, 2003) Auf die UmweltLuftverschmutzungen können zu zahlreichen Umweltproblemen führen:
Auf KulturgüterDie aufgrund von Luftverschmutzung in Verbindung mit Wasser entstehenden Säuren greifen auch Kulturgüter an und führen z.B. zu Steinfraß, beschädigen Glasmalerei oder zerstören, wenn sie mit dem Regen in den Boden eindringen, in hohem Maß archäologisches Kulturgut, insbesondere Nicht-Edelmetalle, wie Eisen. Gegenmaßnahmen
EU-Bürger haben seit dem 26. Mai 2011 die Möglichkeit, genau zu sehen, wer in ihrer Umgebung Luft verschmutzt: Europäische Kommission und Europäische Umweltagentur haben im European Pollutant Release and Transfer Register neue Karten veröffentlicht,5 die auf einer Skala von 5x5 km zeigen, wo Emissionsquellen wie Straßen- und Luftverkehr für die Freisetzung u.a. von Feinstaub verantwortlich sind. Bisher waren solche Werte nur punktuell, z.B. bei einzelnen Industrieanlagen einsehbar.6 Das Umweltbundesamt und Bundesländer veröffentlichen seit Jahren aktuelle Messwerte (zum Beispiel Feinstaub, Ozon) von etwa 450 Messstationen in Deutschland im Internet.7 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte im September 2011 eine Studie mit Daten aus 1100 Städten aus 91 Ländern. Einige der verwendeten Daten sind mehrere Jahre alt8; die Aussage 'Dresden Feinstaub-Hauptstadt Deutschlands' - basierend auf Daten aus 2008 - erweist sich als nicht haltbar.9 Siehe auch
Literatur
Luftreinhaltung und Abgasreinigung
Gesundheitliche Aspekte
WeblinksAir pollution|Luftverschmutzung Luftverschmutzung
ReferenzenNoch zuzuordnende Quellen:
[1] BImSchG: Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG) vom 26. Sept. 2002, Bundesgesetzblatt I, S. 3830 [2] http://idw-online.de/pages/de/news6393 [3] James J. Corbett, Horst W. Köhler: Updated emissions from ocean shipping. Journal of Geophysical Research 108(D20), S. 4650 (2003), 0148-0227 [4] Environmental Science and Technology, Bd. 44, S. 7736, 2010, zitiert nach SZ, Schadstoffe im Sinkflug, 30. September 2010, S. 16 [5] http://prtr.ec.europa.eu/DiffuseSourcesAir.aspx The European Pollutant Release and Transfer Register [6] http://presseportal.eu-kommission.de/index.php?id=62&tx_ttnews%5Btt_news%5D=895&tx_ttnews%5BbackPid%5D=60&cHash=536eb89f0ada71a735a56a6da4349e14 Presseportal Europa vor Ort Umwelt: Neue Karten zu Luftverschmutzung. Meldung vom 26. Mai 2011. [7] http://www.env-it.de/umweltbundesamt/luftdaten/map.fwd?comp=PM1 Aktuelle Immissionsdaten und Ozonvorhersage [8] http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,788562,00.html Dicke Luft bringt Millionen Menschen den Tod [9] http://frankinformiert.wordpress.com/2011/09/28/eine-kurze-gegenrecherche-fur-die-sachsische-zeitung/ |
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Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Luftverschmutzung |
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