"Jucken wirkt ähnlich ansteckend wie Gähnen: Wenn man jemand anderen beim Kratzen beobachtet, löst das Gehirn Juckreize aus oder verstärkt bereits vorhandene, so dass man sich häufiger kratzt. Das hat ein Forscherteam um Gil Yosipovitch vom Wake Forest Baptist Medical Center in Winston-Salem beobachtet. Der Effekt ist bei Menschen mit einer juckenden Hauterkrankung deutlich stärker ausgeprägt als bei Gesunden, entdeckten die Forscher außerdem. Yosipovitch und sein Team hoffen, aus den Ergebnissen in Zukunft Methoden ableiten zu können, mit denen das Bedürfnis, sich zu kratzen, reduziert werden kann.
Wer einen Mitmenschen beim Gähnen beobachtet, muss automatisch mitgähnen - ein Phänomen, das bereits häufig Gegenstand von Studien war. Ein ähnlicher Ansteckungseffekt tritt auch auf, wenn jemand anfängt, sich zu kratzen. Dieses Verhalten lasse sich zwar ähnlich wie das ansteckende Gähnen ebenfalls im Alltag beobachten, berichten Yosipovitch und seine Kollegen. Es sei bisher aber noch nicht im Detail untersucht worden, was sie nun nachholen wollten.
An ihrer Studie nahmen 14 Gesunde und 11 Patienten mit Neurodermitis teil. Bei dieser Hauterkrankung kommt es zu geröteten, schuppenden Ekzemen an verschiedenen Stellen des Körpers, die mit starkem Juckreiz verbunden sind. Dieser führt häufig zu einem Teufelskreis, da die Patienten das starke Bedürfnis haben, sich zu kratzen, was aber den Juckreiz weiter verstärkt. Den Teilnehmern der Studie wurde nun entweder Histamin, das an der Entstehung von Allergien beteiligt ist und ebenfalls Juckreiz auslösen kann, oder eine einfache salzhaltige Lösung auf den Unterarm gegeben. Anschließend sahen sie mehrere kurze Videoclips, in denen sich jemand kratzte oder einfach ruhig dasaß. Dabei wurden sie selbst auf Video aufgenommen. [...]"
Gil Yosipovitch (Wake Forest Baptist Medical Center, Winston-Salem) et al: The British Journal of Dermatology, doi: 10.1111/j.1365-2133.2011.10318.x
dapd/wissenschaft.de - Christine Amrhein
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http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/313226.htmlQuelle: wissenschaft.de Newsletter vom 24.03.2011
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