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News > Das Schreckensbild unserer Zeit - Cornelia Stolze über die Angst vor dem Vergessen

"Jeder hat davon schon gehört. Jeder meint zu wissen, was darunter zu verstehen ist. Und fast jeder fürchtet sich inzwischen davor, das Leiden selbst einmal zu bekommen. Alzheimer ist in aller Munde – doch bisher fischen wir, was Diagnostik und Therapie betrifft, noch weitgehend im Trüben, das schreibt die Diplom-Biologin und Wissenschaftsjournalistin Cornelia Stolze in ihrem neuen Buch Vergiss Alzheimer.

Ein Patient klagt über Kopfschmerzen. Die wenigsten Ärzte werden nun einen Hirntumor annehmen. Man muss ja nicht gleich an das Schlimmste und das Unwahrscheinliche denken.

Schnellschuss-Diagnose

In einem anderen Bereich ist just dies aber mehr oder weniger an der Tagesordnung. Ein Patient muss nur im höheren Alter sein und Erinnerungslücken aufweisen, schon tendieren viele, wenn nicht die meisten Mediziner zu dieser Diagnose: Morbus Alzheimer. Dieser Schnellschuss ist leicht zu entschuldigen, denn Ärzte sind auch nur Menschen. Wer dauernd von der „Volkskrankheit“ Demenz liest, wo ein Fortbildungsseminar nach dem anderen ihr gewidmet ist, der tippt bei entsprechenden Symptomen verständlicherweise als Erstes auf diese Krankheit. Und zieht gar nicht in Erwägung, dass auch eine andere Ursache vorliegen könnte: postoperativer Delir, Dehydrierung, Schilddrüsenstörung, Durchblutungsstörung oder akuter Verwirrtheitszustand, um nur einige Möglichkeiten anzuführen. Meist geht der Arzt ohnehin nach dem Ausschlussprinzip vor: Wenn er nichts findet, was in seinen Augen erklärt, warum der Betroffene verwirrt, vergesslich oder desorientiert ist, dann muss es wohl Alzheimer sein.

Was die Sache zusätzlich erschwert und worauf die Wissenschaftsjournalistin Cornelia Stolze in ihrem neuen Buch Vergiss Alzheimer hinweist, ist, dass es rund um Morbus Alzheimer noch viel Unsicherheit und viele offene Fragen gibt. Angefangen bei der Diagnose. Als verlässlicher Beleg gelten heute krankhafte Ansammlungen von Amyloid-Plaques und Tau-Bündeln im Hirn, so wie sie Alois Alzheimer einst, im April 1906, als Erster entdeckt hat, im Denkorgan von Auguste Deter. „Die einzig zuverlässige Diagnose, darin sind sich Alzheimer-Experten einig, liefert eine mikroskopische Untersuchung nach dem Tod“, schreibt Stolze. Mithin dann, wenn es eigentlich zu spät ist. Also wird versucht, schon zu Lebzeiten dieser Erkrankung habhaft zu werden, einer Erkrankung, die fatalerweise eine „unbekannte Ätiologie“ aufweist, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie und die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde in ihren aktuellen Leitlinien festhalten. Über die Ursachen der Krankheit kursieren die unterschiedlichsten Theorien. Manche Experten machen dafür auch Infektionen, Entzündungen oder Metalle wie Eisen und Zink verantwortlich. [...]"

Von W. Müller, Ärzte Woche 14 /2012
© 2012 Springer-Verlag GmbH

Den gesamten Artikel finden Sie unter folgendem Link:

http://www.springermedizin.at/leben/?full=27362
Quelle: SpringerMedizin.at - Newsletter 03.04.2012
von Cornelia Stolze
Gebundene Ausgabe
Ausgabe: 1., Auflage
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinungsjahr: 2011
ISBN: 3462043390


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